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Channel: Boris Bittner – Deutschlandradio Lab
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Scrapen, Prothesenweltmeister, Recherche – Was ist Datenjournalismus?

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München, Bayerischer Rundfunk, Treffen der #ardinnovation-Runde. RedakteurInnen, OnlinerInnen, der eine oder die andere HackerIn informieren sich einen Tag lang über Data-Driven-Journalism = DDJ = Datenjournalismus. Aus nackten Zahlen und vermeintlich drögen Statistiken werden journalistische Beiträge für Zeitung, Radio, Netz, TV.

Noch nie ein datenjournalistisches Projekt gesehen? Dann lohnt ein Blick auf den DDJ-Katalog – eine Zusammenstellung von datenjournalistischen Projekten aus dem deutschsprachigen Raum. Der Katalog wurde im Winter 2014 von webkid und DACOSTO ins Leben gerufen. Er umfasst Datenprojekte von diversen Medienhäusern – verzeichnet aber auch unabhängig entstandene Projekte, wie bspw. im Rahmen von Code for Germany.

Beim Workshop der Labore der ARD #ardinnovation wurden einige dieser Projekte vorgestellt, zum Beispiel der „Klinikcheck Südwest“ des SWR (Wusstet ihr, dass Deutschland Prothesenweltmeister ist? Dass  Kliniken mindestens 50 Kniegelenksprothesen im Jahr einsetzen müssen, damit die Krankenkasse die für die Krankenhäuser lukrativen OP-Kosten noch übernimmt? Werden da Kniee operiert, die eigentlich gesund sind?).

Die NDR-Kollegen haben uns ein schönes Video freigegeben. Onlineredaktion und Fernsehen ergänzen sich durch Datenjournalismus – aus einem Wust an Daten wurde ein ganzer Thementag:

 

 

Datensammeln im Zeitalter von Snowden und NSA? Unbedingt!

Natürlich wurde auch das Für und Wider des Datensammelns an sich diskutiert. Tatsache ist, dass wir in Deutschland und im Netz geradezu überflutet werden von frei erhältlichen Daten. Und gehört es nicht zum journalistischen Selbstverständnis, vermeintlich klare und öffentlich zugängliche Fakten kritisch zu überprüfen bzw. auszuwerten – und entsprechende Folgefragen zu stellen?

In Deutschland gilt die Informationsfreiheit nach dem Informationsfreiheitsgesetz und dem  Informationsweiterverwendungsgesetz, Zitat von der Seite des Bundesministerium des Inneren:

„Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) schafft einen voraussetzungslosen Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen bei Behörden des Bundes.“

Ob bei einer deutschen oder internationalen Behörde, bei statistischen Landesämtern, auf öffentlich zugänglichen Netzseiten, in digitalen Bibliotheken: Da draußen schlummern Fakten, die ganz neue Perspektiven auf ein Thema eröffnen können.

Datensammeln dauert

An die Daten kommt man auf eher analogem Weg: Recherche, Hartnäckigkeit, Geduld, anfragen, wieder anfragen, und nochmal anfragen. Sammeln und sortieren – und/oder auch scrapen, sprich: Datenauslesen von Webseiten, doch Vorsicht!: Das geht in rechtliche Grauzonen bzw. im Zweifel auch den illegalen Bereich, Stichwort: geistiges Eigentum, das gilt insbesondere für Fotos, Grafiken, Bewegtbild, Musik.

Das Sammeln legaler Daten kann man von Hand und mit Excelfunktionen machen, das geht auch mit Scrape-Software (scrape = „kratzen“, „auskratzen“), würde aber diesen Blogbeitrag sprengen. Dennoch hier eine Auswahl an möglichen Tools:

import.io 

LimeSurvey

Excel – für das „analoge“ Datensammeln immer noch nützlich

Tableau

Datawrapper

 

 

 

 

 

 


„Online ist keine Resterampe“: Labkonferenz Round-Up mit Audios

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Wer Multimedia/Online will, muss Ressourcen einsparen und/oder investieren. Online ist keine „Resterampe“. Telefoninterviews sind „Notlösungen“ – dagegen gibts eine neue App. Journalisten dürfen Teil der Story sein, und in Deutschland fehlt ein YouTube für Audios bzw. Podcasts: Erkenntnisse der Labkonferenz #Radio21 in Berlin inklusive der Audiomitschnitte.

Schuler

Marcus Schuler vom Bayerischen Rundfunk nimmt kein Blatt vor den Mund. Online sei keine „Resterampe“. Wer im Netz gut aufgestellt sein wolle, müsse an anderer Stelle einsparen, wenn nötig, sagt er. In den ersten Reihen vor ihm hören bei der Labkonferenz auch zu: Deutschlandradio-Intendant Willi Steul und -Programmdirektor Andreas Weber.

Fehler seien gemacht worden, sagt Schuler. Beim BR und den anderen Öffentlich-rechtlichen. Die Onlineangebote seien oft „austauschbar“. Statt in die Redaktions-und IT-Ressourcen im eigenen Haus zu investieren, habe man sich zu lange auf externe Lösungen verlassen.

Der BR hat seine IT-Ressourcen konsequent ausgebaut ins eigene Haus und damit „Hunderttausende“ eingespart. Kleine Content-Management-Systeme werden jetzt für den jeweiligen Ausspielweg eigengebaut. Das sei kein „Hexenwerk“ mehr, sagt Schuler, der Einsatz von Cloud- und browserbasierten Lösungen spare Ressourcen und biete immer neueste Technologie.

Seit elf Monaten arbeitet der BR konsequent nach diesem Prinzip: Die BR24 App – bemerkenswerterweise auch schon im neuen Apple TV schon nutzbar,  – ist eines von vielen sichtbaren Beispielen. Vorhandene Inhalte werden neu konfektioniert und ergänzt.

Sture Programmbegleitung ist gestern.

Die Entwicklungszeit dabei durch die Umstrukturierungen beeindruckend kurz. Jüngstes Projekt: Eine BR2-App mit hörereigener und redaktioneller Kuratierung sowie einem intelligenten Algorithmus. Coming soon.

 

 

AhmiaTarik Ahmia von Deutschlandradio Kultur ärgert sich über die Tonqualität von Telefoninterviews. Sein Ansatz: das Smartphone und eine App werden zum Produktionstool. Nicht neu, aber jetzt noch besser. Aber das wird Tarik ausführlich in einem eigenen Blogbeitrag beschreiben.

 

 

 

 

Clas DammannClas Damman, von heute+ beim ZDF erklärt, warum Journalisten Teil der Story werden (sollten). Bei heute+ versuche man mehr aus der Nachricht herauszuholen, Zielgruppe und echte Zuschauergruppe sei zwischen 18 und 24 Jahre alt. Ziel: junge Menschen dort erreichen, wo sie sind – in sozialen Netzwerken. Dabei darf der Journalist auch sich selbst und seine Reaktion auf die Entwicklung der Story thematisieren. Das heißt auch nicht, dass die journalistische Distanz aufgegeben wird. Aber ein junge Zielgruppe kann sich offenbar eher mit authentischen, weil menschlichen Berichterstattern identifizieren.

 

 

Nele HeiseNele Heise, Medienforscherin und leidenschaftliche Podcast-Verfechterin, erinnert an den phänomenalen Erfolg des NPR-Podcasts „Serial“ und was daraus zu lernen ist. „Serial“ – von einem überwiegend weiblichen Producer- und Redaktionsteam produziert, betont Nele – nimmt einen alten Kriminalfall auf und versucht, ihn zu lösen. Das ist außerordentlich spannend produziert, sorgfältig journalistisch recherchiert, und hat den bemerkenswerten Mut zu einem Ende in Folge 12.

„Serial“ verzeichnet bis heute etwa 65 Millionen Downloads – wobei davon nur ein Bruchteil auch wirklich gehört wurde. Dennoch hat das erzählerische Prinzip aus Live-on-Tape-Recherche samt Scheitern beim anderen oder anderen Hinweis Millionen erreicht und beeindruckt. Weil die Geschichte gut und ehrlich und sorgfältig erzählt wurde. Journalistische Qualität und Unterhaltung in einem, Storytelling pur.

In den USA gibt es mittlerweile eigene Podcastredaktionen und „Medienhäuser“, im Podcast-Entwicklungsland Deutschland dagegen ist noch Luft nach oben.

Eine Chance also, aus linearen Korsetten auszubrechen!

Was auch fehle, sei eine Art YouTube für Audios, moniert Nele Heise im abschließenden Panel: Eine Plattform, die das bestehende und wachsendeAngebot vernünftig anbietet.

Neles Präsentation gibt es hier: http://de.slideshare.net/garneleh/serial-co-was-das-radio-vom-podcasthype-lernen-kann.

 

 

Mehr zu Podcasts und dem Konzept des Kuratierens im Blogbeitrag „Kuratieren is the new Social Media“.

 

 

Motherboard, Darknet und Dokus von dbate.de – Round-Up des Lab-Panels bei #formate15

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Politischer und investigativer Journalismus ist längst nicht mehr exklusiv in öffentlich-rechtlichen oder privaten Medienhäusern verortet. Kleine Anbieter im Netz agieren ohne die Schwerfälligkeit des „großen Apparats“ als basisdemokratisch-journalistischer Gegenentwurf, dessen Quellen entweder in den dunkelsten Untiefen des Netzes – oder bei ganz normalen Menschen zu finden sind.

Beim Lab-Panel „Politischer Journalismus im Netz“ beim „Forum des Politischen“ #formate15 des Deutschlandfunk und der Bundeszentrale für politische Bildung in der Bundespressekonferenz in Berlin  stellten Redaktionsleiter Max Hoppenstedt den investigativen Tech-Journalismus von Motherboard und Stephan Lamby seine Produktionsfirma dbate.de vor, die Dokumentationen auf unkonventionelle Art realisiert. (Bevor wir loslegen: Bei der Audioaufnahme gab es Schwierigkeiten, weshalb ich Ihnen die Tonqualität erspare.)

Motherboard – in den Worten des Redaktionsteams – „ist die redaktionelle Online-Plattform von VICE mit eigenem Videokanal für Technologie, Wissenschaft und Kultur. Jenseits blinder Technik-Euphorie berichten wir über die merkwürdigen, markanten, banalen und bahnbrechenden Technologien des Lebens, über die ihr wirklich Bescheid wissen solltet.“

Beispiele für Motherboard-Beiträge sind „Der König des Kriegspornos“ über Soldaten als YouTube-Korrespondenten, „Die DIY (Do it yourself) Drohnenschmiede der Ukraine“, „Vom Darknet-Auftritt des IS ist nur noch eine Werbung für Potenzmittel übrig“, usw. Anmerkenswert das Interview mit den Hackern, die die Nutzer-Daten der Seitensprungseite „Ashley-Madison“ offen gelegt hatten und damit eine weltweite Diskussion auslösten.

Die Quellenlage, räumt Max Hoppenstedt ein, ist dabei oft schwierig – weil es oft nur eine Quelle gibt, deren Glaubhaftigkeit oft nur über Umwege zu verifizieren ist. Hoppenstedt versichert aber Transparenz in solch unsicheren Fällen.

Motherboard hat auch eine eigene Doku über das sogenannte Darknet produziert. Dort tummeln sich Seitenanbieter, die die öffentliche Indizierung durch Suchmaschinen wie Google umgehen. Beispielsweise über „Anonymisierungsnetzwerke wie ‚Tor‘, dass es den Usern durch IP-Adressen-Verschleierung und eine lange Server-Verbindungskette ermöglicht, das Risiko überwacht zu werden, drastisch zu minimieren“.

Dieses „Deepweb“,  erklärt Motherboard „wird deshalb von Usern auch dafür genutzt, um weitgehend sicher und anonymisiert illegalen Geschäften nachzugehen, Diskussionen über Kindesmissbrauch zu führen oder um sich über zensierte Themen zu informieren. Gleichzeitig finden sich aber auch zahlreiche weniger düstere Seiten im Darknet, dass nicht zuletzt für Dissidenten in Ländern im Angesicht restriktiver Überwachung zu einer entscheidenden Kommunikationsplattform werden kann“.

Auch Stephan Lamby bedient sich ungewöhnlicher Recherchewege für sein Projekt dbate.de. Lamby, wie er selbst sagt, „klassischer Fernsehjournalist“, fragte sich beim Fukushima-Tsunami vor ein paar Jahren, wie er schnell an Material kommen könnte. Eine Vor-Ort-Berichterstattung ging aus vielerlei Gründen nicht, stattdessen griff man auf existierendes YouTube-Material zurück und führte Interviews über Skype. Eine Produktion vom Schreibtisch in Hamburg: „Überlebende der Katastrophe von Japan berichten von ihren Erlebnissen und zeigen Videoaufnahmen, die sie in Augenblicken größter Not selbst gedreht haben.“ Es entstand das Genre „Videotagebuch“, auch die Maidan-Krawalle und die Gezi-Park-Proteste in der Türkei wurden auf diese Art und Weise realisiert.

dbate.de hat mittlerweile einen eigenen Kanal auf Spiegel Online, Formate werden lizenziert an Häuser wie ZDF Info. Lambys Interview mit Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl vor 12 Jahren wurde auch auf dbate.de veröffenlicht – als ungeschnittene Version von sechs Stunden. Lamby konnte auch Wolfgang Schäuble ein Jahr lang begleiten während der Verhandlungsphase mit dem kriselnden Griechenland.

Das Spektrum erweitern außerhalb des Formatfernsehes, den Rundfunk nicht als Distributions-, sondern, angelehnt an eine Maxime Bertolt Brechts, auch als Kommunikationskanal begreifen: Das ist Lambys Anspruch.

Im Zuge des Panels werden solche unkonventionellen Recherchemethoden und Quellenlagen durchaus diskutiert und hinterfragt. Nicht von der Hand zu weisen aber ist, dass neben den etablierten Journalismus-MacherInnen auch neue Anbieter auf den Markt drängen. ProduzentInnen, die einst das Publikum waren oder noch sind – und heute selbst BerichterstatterInnen sind oder werden wollen.

Überhaupt ist die von Vielen kritisierte und gefürchtete Demokratisierung des Journalismus – das Mitwirken des Publikums, sei es als Diskussionspartner oder Quelle – ein anmerkenswerter Aspekt des „Forum des Politischen“ in Berlin. Zusammenfassungen und Einzelinterviews mit überaus interessanten Gästen gibt es im Berlin-Brüssel-Blog des Hauptstadstudios des Deutschlandradio und im Vimeo-Channel des Lab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das war das Lab-Jahr 2015

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Was macht das Deutschlandradio Labor? Das ist eine der am häufigsten gestellten Fragen, die uns intern wie extern erreicht. Worauf wir gerne antworten: Wir helfen, den multimedialen Wandel des Hauses Deutschlandradio voranzutreiben. Und wenn wir so auf 2015 zurückblicken, ist dabei einiges mehr herausgekommen, als wir in unserem kleinen Team zunächst gehofft hatten oder es den Anschein hat. Wir haben zugehört und gelernt, wir haben ausprobiert, wir sind gescheitert, wir haben theoretische Projekte praktisch erfolgreich umgesetzt und sogar einen Preis gewonnen. Das Wichtigste jedoch wird noch Zeit brauchen.

Veränderung bedeutet in jedem Unternehmen zunächst Unsicherheit, Ablehnung, Skepsis, Umdenken. Es bedeutet, einen offenen, kritischen Blick auf Bewährtes zu werfen und sich zu fragen: Reicht das noch, was wir da tun? Können wir das besser? Wie wollen wir uns als Medienhaus künftig darstellen und positionieren? Welche Ausspielwege für den Radiobeitrag sind uns neben dem Linearen heute – und auch morgen – wichtig? Welche strukturellen und personellen Veränderungen, welche neuen Arbeitsabläufe sind nötig, um diese Veränderungen zu ermöglichen?

Veränderung braucht Zeit. Nicht mehr vorbei kommen wir jedoch an der zeitlich kritischen Erkenntnis, dass ein Funk-Haus bekannte, neue und noch gar nicht entwickelte Ausspielwege in der gleichen Qualität beliefern muss, wie es das mit dem linearen Radio-Weg tut. Auch deswegen laden wir zwei Mal jährlich zu einer Labkonferenz, jüngst im November, um von unseren Gästen zu lernen und über den eigenen Tellerrand zu sehen. Online, so einer unserer Keyspeaker, ist schließlich keine Resterampe, sondern eine Chance, ein traditionsreiches Medium weiterzuentwickeln. Recht hat er.

Unsere Lab-Erkenntnisse und -Projekte 2015 im Schnelldurchlauf:

Eine wichtige Erkenntnis in diesem Jahr: Metadaten sind der Schlüssel zu allem. Metadaten sind beschreibende Daten zu unseren Audiodaten. Sie beschreiben den Inhalt des Audios. Diese Beschreibungen waren früher hauptsächlich für die Archivierung notwendig. Heute benötigen wir Metadaten für alle Ausspielwege – etwa DAB+, HbbTV, Social Media, Drittplattformen für Audios und Podcasts sowie existierende hauseigene Software-Systeme (Webmerlin, RPS, DIRA, Online-CMS.)  Gerade im Internet werden unsere Inhalte ohne Metadaten nicht gefunden. Welche Metadaten wir genau für welchen Anwendungsfall zu welchem Zeitpunkt benötigen und mit welchen Systemen wir diese Daten verarbeiten, werden wir uns 2016 genau anschauen.

Zur Auffindbarkeit unserer Inhalte gehört auch ein klares Erscheinungsbild. Alle neuen Empfangsgeräte verfügen über Displays. Insbesondere die Verbreitung unserer Hörfunkinhalte im Internet kommt ohne Bebilderung nicht aus. Wir haben erkannt, dass unser optisches Gesamtbild weiterentwickelt werden muss.

Das Zauberwort ist „Wiedererkennung“ auf allen Ausspielwegen mit Display: Das ist unverkennbar mein Deutschlandfunk/mein Deutschlandradio Kultur/mein DRadio Wissen. Das schließt übrigens den Fernseher nicht aus – denn auch dort wird Radio gehört.

Storytelling – das multimediale Erzählen eines Funk/Radiobeitrags mit Audio, Video, Foto und Text gehört mittlerweile zum Standardrepertoire eines Multimediahauses – ein Trend, wie so oft, aus den USA. Das Lab hat zunächst mit einer Word-Press-Installation – dem populärsten Blogtool weltweit – gearbeitet und damit die Multimedia-Reportage „1 oder 0 – Leben oder Tod“ produziert. Eine schwierige Geburt, weil die Software nicht das leistete, was wir uns vorgestellt haben. Erfreuliches Ergebnis dennoch: Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften zeichnete das Projekt in der Kategorie „Multimedia“ aus.

Nach der Storytelling-Erfahrung mit Word Press haben wir uns für die vom WDR entwickelte Storytellingsoftware „Pageflow“ entschieden. Nicht ganz so mächtig wie andere Plattformen und nicht zu vergleichen mit dem Funktions- und Layoutumfang eines selbst programmierten Storytelling-Tools. Aber ein beherrschbares, zuverlässiges und rasch zu erlernendes Tool, mit dem wir mittlerweile einige Produktionen „gebaut“ haben – bei Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur. Schöner Begleiteffekt: Auch Funkredaktionen haben eigene Pageflows produziert. Die Nachricht ist angekommen, dass Radio auch visuellen Mehrwert bieten kann. Aus dem ersten Jahr mit Pageflow haben wir gelernt. 2016 sehen wir inhaltlich-dramaturgisch und bildqualitativ genauer hin – und denken schon an die nächste Generation von Storytelling.

Ein Medienhaus ohne App? Kaum denkbar. Das Deutschlandradio hat zwei Apps im Angebot, die aber nicht mehr zeitgemäß sind. Also sind neue DLF- und DKultur-Programm-Apps in Arbeit, die DLF24-Nachrichten-App steht kurz vor Veröffentlichung. Weitere mögliche Apps im Blogbeitrag.

Dass Deutschland ein Podcast-Entwicklungsland ist, haben Besuche bei PodcastmacherInnen gezeigt. Dass unsere zurzeit 113 Podcasts begehrt und geschätzt sind, aber das Abonnieren derselben einfacher werden muss, wissen wir und arbeiten daran. Unsere Podcastseiten werden renoviert, wir werden 2016 nutzen, um weitere Podcasts zu entwickeln. „Nur“ das Audio einer gesendeten Sendung/eines Beitrags anzubieten, reicht nicht mehr. Hinzu kommt: Niemand hört alle unsere 113 Podcasts, wie wie sie zurzeit anbieten. Kuratieren ist angesagt – und wird kommen, auch mithilfe eines verjüngten, persönlichen Newsletters und der intelligenteren Nutzung von Metadaten – siehe oben. Sowohl online auf unseren Seiten und auf Plattformen wie Spotify, das nach einer ersten Rollout-Phase in Kürze auch allen NutzerInnen Wortbeiträge anbieten wird. Wir werden dabei sein – auch bei iTunes, TuneIn, in Kürze wahrscheinlich Deezer. Wir wollen präsent sein, wo uns unterschiedliche Zielgruppen sehen und nutzen können. Und das in der bestmöglichen Qualität.

Apropos Drittplattformen wie Spotify, TuneIn, und Apples iTunes und Co. Im Wettbewerb um neue (Streaming)kunden gewinnen Wortbeiträge Marketing-Gewicht. Es gibt weit schlimmeres, als Beiträge von Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen anzubieten. Das haben diese Anbieter erkannt und gehen auch offensiv auf uns zu. Erstens, um uns als Kunden im Boot zu holen und halten, und zweitens, um Qualitätsstandards der eigenen Plattform zu sichern, etwa in den Bereichen: Logo- und Auftrittdesign, Konfektionierung des Audios mit Jingle und Anmod, inhaltliche Ausrichtung und, Achtung: Form der Präsentation.

So pflegen wir zurzeit regelmäßigen Kontakt mit Spotify und den iTunes/Podcast-MacherInnen von Apple – jüngst in München, als der Global Head of Podcasts, James Boggs, die deutschen Öffentlich-rechtlichen PodcastmacherInnen zum persönlichen Austausch lud. Denn während der Audio- und Podcastmarkt in den USA boomt, hinkt Europa noch hinterher. Da werden durchaus Qualitätsansprüche an uns gestellt, die wir entweder als Optimierungsmöglichkeit unseres Angebots erkennen und annehmen – oder aber wir gehen auf lange Sicht unter in der Streaming/On Demand/Podcast-Masse.

All das bedeutet Umdenken und mehr Arbeit, bis neue Workflows Alltag geworden sind. „Wir dürfen nicht nur eisern an dem festhalten, was wir in der Vergangenheit gemacht haben“, sagte Deutschlandradio Programmdirektor Andreas-Peter Weber vor einiger Zeit in einem Videointerview mit turi2.tv.


Das bedeutet sicher nicht,  krampfhaft dem jeweiligen Trend hinterherrennen zu müssen. Und wer weiß schon, welche Plattformen und Trends in den nächsten zehn Jahren da noch kommen werden? Dennoch ist eine Präsenz in Deutschlandradio-Qualität auf den wichtigsten Plattformen eine Chance.

Ganz grundsätzlich Prioritäten zu setzen und das Kernprodukt Audio prioritär weiterzuentwickeln – inklusive visueller Elemente in einer bildschirmgetriebenen Konsumwelt – ist also sicher nicht ganz falsch. Was wollen wir? Was können wir? Was können und müssen wir besser machen? Diese Fragen werden das Lab und das Deutschlandradio 2016 weiter begleiten. Erfolge und Scheitern und damit Kritik und Lob ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Alles andere wäre Stillstand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die DRadio App im Museum

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Die Ausstellung RADIO Zeit des Museums für Angewandte Kunst MAK in Köln zeigt zurzeit Form und Design des Radiogeräts und mit rund 200 Exponaten seine Entwicklung vom sperrigen Gerät mit mehreren Röhren über den Volksempfänger bis in die DAB+ Gegenwart. Am Ende der 120 Jahre umspannenden Radiodesign-Zeitreise: eine App. Die „DRadio Anwendungssoftware“. Sind wir bzw. unsere Apps museumsreif?

Aus Designsicht ganz sicher, denn die Einfachheit des DRadio-App-Designs von Sebastian Kutscher hat viele HörerInnen erfreut. Natürlich gab und gibt es auch Gegenstimmen, dennoch ist die Erwähnung der App in der Ausstellung RADIO Zeit des MAK für uns unbedingt erwähnenswert – wobei wir uns fragen, warum sie nicht auf einem Tablet oder Smartphone in ihrer vollen – und bewusst einfach gehaltenen – Funktionalität präsentiert wird.

Die DRadio Apps (Foto und Design Sebastian Kutscher)

Die DRadio Apps (Foto und Design Sebastian Kutscher)

Aber zur Sache: Natürlich wollen wir nicht museumsreif im negativen Sinne sein, sondern vorwärts denken, was die Zukunft des (Deutschland)Radio und seiner Programme angeht. Was wir im Lab so tun und vorhaben – von neuen und renovierten Basis-Apps bis Storytelling – ist im Jahresrückblick „Das war  das Lab-Jahr 2015“ zusammengefasst. 2016, so hoffen wir mit unserem kleinen Team, wird einige schöne Neuheiten und Optimierungen bestehender Angebote bringen.

Wer noch mehr über die Ausstellung erfahren möchte, samt Interview mit der Kuratorin Romana Breuer: Die DLF-Sendung „Corso“ hat über die RADIO Zeit im MAK Köln berichtet – ein Auszug:

 

Ist damit die Geschichte des Radiogerätes am Ende? Abgelöst vom Internet, vom PC und vom Smartphone? „Ob jetzt das Radio tatsächlich verschwindet, als Apparat, da würde ich sagen, da sprechen wir uns in zehn Jahren noch einmal.“

 

 

In dem Zusammenhang unsere Hör-Seiten:

Radio hören beim Deutschlandfunk.
Das Audioarchiv und mehr beim Deutschlandradio Kultur
Die Podcasts von DRadio Wissen

Und schließlich: Auch die KollegInnen bei WDR 3 waren vor Ort und haben eine eigene Bildergalerie produziert. Die Ausstellung ist bis 5. Juni zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meinung: Weg mit dem digitalen Rasenmäher!

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Crossmedia Tag Leipzig beim MDR vergangene Woche. Trimedial, digital, sozial, crossmedial sind die üblichen verdächtigen Denkvorgaben. Ob TV, Funk, Verlag, alle wollen in den großen digitalen Garten und allen Inhalt multimedialisieren, um mitzuhalten. Das ist Unsinn. Digitaler Wandel? Ja, unbedingt notwendig. Gerade für uns Öffentlich-rechtliche. Aber bitte nicht mehr mit dem Rasenmäher. Nicht jeder Inhalt eignet sich für jeden digitalen Ausspielweg. Ein Plädoyer.

Als Teammitglied im Deutschlandradio Labor habe ich mir mittlerweile unzählige Vorträge zum digitalen-multimedialen Wandel angehört und angesehen. Das ist insofern sinnvoll, weil es da draußen Fachmenschen mit Wissen gibt, das wir noch nicht haben bzw. hatten. Die Hausaufgabe unseres Labors und wohl jedes Labors und Medienhauses ist es aber NICHT, jeden erdenklichen Trend und jede Plattform blindlings mitzumachen, nur um dabei zu sein. Das mag am Anfang noch spannend und sinnvoll gewesen sein, um Neues auszuprobieren. Und das bleibt sinnvoll, wenn sich Technologien und Plattformen ändern oder hinzukommen. Stillstand wäre Stillstand.

Nach einem Crossmediatag in Leipzig aber – und das ist kein Affront gegen die VeranstalterInnen oder ReferentInnen, die das großartig organisiert haben – bleibt: Im digitalen Westen wie Osten nichts wirklich Neues. Manche sind mittendrin im Wandel und bauen schmerzhaft gegen die eigenen Verkrustungen um und an, andere sind noch erstaunlich weit entfernt von der digitalen Welt und nutzen den offenbar ganz neuen Input. Der Eindruck, den ich mit nach Hause nehme: Alle wollen alles und verzweifeln an der schieren Masse der Aufgaben und zur Verfügung stehenden digitalen Ausspielwege. Newsdesks werden eingerichtet, jede Redaktion wird angehalten, unbedingt auf jeder Plattform mitzuspielen. Zukunftsangst durchfrisst den digitalen Ansatz. Wenn Andere das machen, dann müssen wir das doch auch?

Nein. Drei Thesen:

 

  1. Nicht jeder Inhalt eignet sich für jeden Ausspielweg.
  2. NutzerInnen nutzen nicht unisono jeden verfügbaren Ausspielweg. Sie ertrinken genauso wie wir MacherInnen in der schieren Medienmasse. Man kann nur so und so viel Kuchen vom Buffet essen, bevor man satt ist. PodcasthörerInnen sind nicht notwendigerweise LinearhörerInnen oder Social-Media-NutzerInnen. Wer lieber Fernsehen guckt, springt nicht unbedingt reflexhaft ans Tablet für Zusatzinformationen, wenn das eine Moderatorin empfiehlt.
  3. NutzerInnen und HörerInnen sind, nunja: faul. Sie wollen nicht ständig entscheiden=personalisieren müssen. Sie wollen ein gutes Programm, egal in welchem Ausspielformat, auf sie zugeschnitten und vorkonfektioniert. Oder aber sie wollen einfach nur ihr Lieblingsformat so einfach wie möglich konsumieren und gut. Verschon mich mit dem Rest.

 

Generationsübergreifende Teamarbeit: Ann-Kathrin Büüsker, Deutschlandfunk, und der Autor beim Crossmediatag Leipzig (Foto: Crossmediatag, Marcus Brodt)

Generationsübergreifende Teamarbeit: Ann-Kathrin Büüsker, Deutschlandfunk, und der Autor beim Crossmediatag Leipzig (Foto: Crossmediatag, Marcus Brodt)

 

Die Lösung? Individuell und inhaltsgetrieben. Denkfragen:

 

  1. Bringt eine zusätzliche Visualisierung des Inhalts einen wirklichen Mehrwert für NutzerInnen – was durchaus der Fall sein kann? Bauen wir tolle Storytellingprojekte für die NutzerInnen – oder uns?
  2. Welcher Ausspielweg eignet sich wirklich für den Inhalt? Braucht ein Audioformat unbedingt eine Textbegleitung=die viel diskutierte Programmbegleitung? Muss ein Onlinezeitungsbeitrag auch zwingend als Audio oder Video angeboten werden?
  3. Sind Facebooker und Twitterer und Instagramer und Snapchatter und YouTuber und (Platzhalter für noch nicht entwickelte Plattformen) überhaupt an diesem Inhalt interessiert? Ist er diskussionwürdig?
  4. Muss aus allem und jedem eine neue Plattform oder App entstehen? Wie viele Plattformen und Apps nutzen Sie so? Warum sollte der Durchschnittsnutzer mehr als Sie nutzen?
  5. Wissen wir eigentlich wirklich etwas über das Nutzungsverhalten da draußen?

Nicht falsch verstehen: Wir können nicht wissen, ob etwas funktioniert, bis wir es ausprobieren. Scheitern ist und bleibt reale Option und gehört zur Weiterentwicklung dazu. Aber für jedes Format jeden Ausspielweg förmlich zu erzwingen halte ich für unsinnig. Gerade dort, wo der digitale Wandel schwierig zu bewältigen ist, weil es die bisherigen Workflows und Strukturen und Ressourcen noch nicht hergeben, gilt: Setzt euch zusammen und überlegt genau mit und für das betreffende Format, was sinnvoll  ist. Dort, wo die Taktung hoch und das Personal begrenzt: Setzt digital versierte KollegInnen mit an den Planungs- und Produktionstisch. Ein fertiger Inhalt, der nachträglich multimedial gedacht wird, ist eine Notlösung. Nur, wer abteilungsübergreifend auf Augenhöhe arbeitet, unabhängig von Alter, Erfahrung und Position, kommt insgesamt weiter.

Auch ohne Rasenmäher.

 

 

Deutschlandradio Multimedia/Online sucht …

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Gleich mehrere Redakteursspositionen gilt es, zu besetzen: Das Deutschlandradio sucht zum nächstmöglichen Termin, in Köln und Berlin, Verstärkung für die Abteilung Multimedia/Online (an der auch das Deutschlandradio Labor angedockt ist). Von „RedaktionsleiterIn Online“ bis „Konzepter Online und digitale Produkte (m/w)“. Details hier drin.

Alle folgenden Positionen im Screenshot von der Stellenausschreibungsseite des Deutschlandradio sind befristet und entweder im Kölner (Deutschlandfunk) bzw. Berliner Funkhaus (Deutschlandradio Kultur), jeweils durch ein „K“ oder ein „B“ in der Kennziffer ersichtlich. Alle Bewerbungen bitte ausschließlich wie in der jeweiligen Ausschreibung angegeben einreichen – NICHT über das Lab/diesen Blog/Twitter Account des Labs. Wir vermitteln nur die Information.

 

Screenshot aus "Stellenausschreibungen" auf deutschlandradio.de

Screenshot aus „Stellenausschreibungen“ auf deutschlandradio.de

 

 

Infografiken & Co. – Was ist möglich bei Datenvisualisierung?

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Lab-Workshop mit Online-Konzepter Arjan Dhupia von der Kooperative Berlin: Wie können wir mit einfachen bis aufwendigen Tools vorhandene öffentliche Daten wie etwa Mietkosten, Arbeitslosenzahlen, Flüchtlingsrouten, Zinsentwicklung usw. visualisieren – als Ergänzung zum Hörfunkbeitrag? Mal eben ein paar Zahlen von einem Programm visualisieren lassen wäre schön – ist aber nicht ohne. Erkenntnisse und Überlegungen nach zwei Stunden Präsentation und Diskussion.

Disclaimer: Die hier genannten Datentools stellen keine Kauf- oder Nutzungsempfehlung seitens des Labs oder Deutschlandradio dar. 

Um es vorweg zu schreiben: Ganz einfach ist das mit der Datenvisualisierung nicht. Erstens müssen die Daten gesammelt und sortiert werden, zweitens müssen sie in den meisten Fällen in Excel-Dateiform vorliegen, um ausgelesen werden zu können, und drittens ist man nicht eben mal so nebenbei eingearbeitet in ein Visualisierungstool. Abgesehen davon, dass es vom einfach zu erlernenden und funktionsreduzierten Tool bis hin zu mächtigen Programmen und Eigenprogrammierungen für den Zweck so ziemlich alles gibt, was ein Datensammler sich wünschen kann.

Dennoch kann der Aufwand lohnen – von der einfachen, schnellen Grafik zu explodierenden Mietkosten oder Staus bis hin zu einer geplanten und gut recherchierten Datenvisualisierung von – beispielsweise und ganz aktuell – der Flüchtlingsverteilung europaweit oder der Entwicklung der Vorwahlen anhand von WechselwählerInnen in den USA. Das heißt nicht, dass lineare RadiohörerInnen aufspringen und zum Tablet eilen, um sich Grafiken anzusehen. Aber sie können eine gute Ergänzung sein für diese Nutzer-Gruppe, wenn der Hinweis auch in der Sendung gegeben wird – und natürlich für die LeserInnen unserer Onlineseiten. Wechselwirkend und im Idealfall lassen sich LeserInnen zum Hören des Audiobeitrags verleiten.

Apropos Audiobeitrag – hier der Premierenpodcast des Labs – die Labchefs Nicola Balkenhol und Markus Heidmeier und Labmitglied Boris Bittner sprechen mit Konzepter Arjan Dhupia über Datenvisualisierung – in knappen zehn Minuten Länge und natürlich als Audiovideogramm gebaut:

 

 

Wie eine Visualisierung mit der Software „Datawrapper“ aussehen kann, zeigt diese Grafik im Beitrag „Deutschland, deine Waffen“ aus der Sendung „Zeitfragen“ von Deutschlandradio Kultur:

 

 

Datawrapper ist eines von vielen Tools und gehört zu der einfacheren Variante. Einfach und verständlich ist dieser Überblick von Referent Arjan Dhupia – die Originalpräsentation aus dem Workshop, die sich weitestgehend selbst erklärt und gleich zu Beginn zeigt, dass schon 1812 Datenvisualisierung ein Thema war:

Datentools Arjan Dhupia Workshop Infografik

Die Sammlung an Programmen in der Präsentation ist nicht erschöpfend. Für den einfachen Gebrauch empfehlen sich laut Arjan Dhupia Infogr.am  und Piktochart. Für „große“ langfristige Projekte eher Tableau. Einen guten Überblick über erhältliche Tools gibt es im Data Visualisation Catalogue.

Was tun mit den Möglichkeiten?

Für den Einstieg werden wir uns mit den hauseigenen Funkredaktionen mit Interesse an einem Datenprojekt zusammentun und erste Schritte gehen. In einer idealen Welt installieren wir auf lange Sicht das, was auch NPR und andere erfolgreich getan haben: ein Visuals Team. Funkredaktionen müssen sicher im Multimediabereich mehr leisten. Aber sie werden nicht alles allein stemmen können. An einer kleinen Mannschaft, die aktuell und langfristig das „Radio fürs Auge“ produziert, wird wohl kein Weg vorbeiführen.


Unser Workshop-Referent Arjan Dhupia war/ist laut Beschreibung auf den Seiten der Kooperative Berlin „gebürtiger Rheinländer mit Familie in Deutschland und Indien. Sein Magisterstudium der Medienwissenschaften, Philosophie und Medientechnik absolvierte er an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Hierauf folgte ein weiterer Ausflug in die akademische Welt als PhD-Stipendiat der University of Portsmouth, UK. Arjan ist seit März 2015 Mitglied der Kooperative Berlin und konzipiert mobile Applikationen, Webseiten, interaktive Karten und Infografiken, zum Beispiel für netzdebatte.bpb.de oder dasDeutschlandRadio.Lab. Vorher arbeitete er selbstständig unter anderem für die dpa Deutsche Presseagentur und Antenna International. Arjan liebt Landkarten, obskure Musik und die österreichische Küche.“


Vor Ort: Visual Radio bei @franceinter

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Viele reden darüber, unsere öffentlich-rechtlichen KollegInnen bei Radio France – und dort France Inter – machen es seit geraumer Zeit: Ausgewählte Formate und insbesondere die populäre Morgenschiene werden im Radiostudio auch live video-gestreamed. Und das vor Publikum, das mit im Studio sitzt und die Sendung verfolgt. Das Labteam war in Paris, um sich das live anzusehen, wir haben Fotos und Videoclips mitgebracht  – voilà!

Radio als Quasi-Fernsehen? Warum nur? Eine Grundsatzfrage, eine Antwort könnte sein: Weil es (junge) Menschen gibt, die im Netz lieber Videos gucken als „nur“ Audio zu hören. Also, Kameras in ein Radiostudio und los, die BBC macht das schließlich, RTL Info in Belgien SWR3, viele andere weltweit. France Inter bei Radio France auch. Dort ist Visual Radio Teil einer Digitalstrategie, die Formate ausprobiert und externe Plattformen nutzt. Um neue Zielgruppen zu erschließen, um den Werbeeffekt für den Audiocontent zu nutzen. Mehr dazu gleich.

Einen Tag lang haben Labchefs Nicola Balkenhol und Markus Heidmeier und der Autor dieser Zeilen reingeschnuppert bei Radio France. Mit geduldiger Unterstützung von Ute Gaboriau von der „Direction des Relations Institutionnelles et Internationales“, die uns von Abteilung zu Abteilung führte. In den Abteilungen trafen wir von RedakteurIn zu TechnikerIn bis hin zum Innovationschef nette und geduldige KollegInnen, die mit ganz ähnlichen Herausforderungen umgehen.

 

Labchefin Nicola Balkenhol, Ute Gaboriau von Radio France und Lab-Co-Chef Markus Heidmeier im Foyer von Radio France (v.l.n.r.)

Labchefin Nicola Balkenhol, Ute Gaboriau von Radio France und Lab-Co-Chef Markus Heidmeier im Foyer von Radio France (v.l.n.r.)

 

Innovationschef im Schatten des Eiffelturms

Matthieu Beauval @mattbeauv ist Innovationschef bei Radio France. Ressourcenprobleme und Richtungsfragen fordern auch ihn und sein Team heraus, und ähnlich wie wir sagt auch er: Nicht jeder Ausspielweg eignet sich für jedes Publikum. Nachdenken, welche Plattform sich für Sendung/Format eignet, ist angesagt. Social Media Plattformen sinnvoll besetzen. Und aus Matthieus Sicht am Wichtigsten: personalisiertes Radio. Kuratierung und Algorithmen sollen und werden das Radioerlebnis verbessern – egal, auf welchem gewählten Ausspielweg. Matthieu berichtet am Rande auch von einem sehr spannenden Auto-Audio/Radioprojekt: Individuelle Hörzonen im Auto, sogenannte Bubbles. Der Ton des Autoradios wird „transaural“ an den einzelnen Hörer wiedergegeben, und nur diese Person hört diesen Ton in seiner „Bubble“. Der/die FahrerIn hört also Deutschlandfunk, BeifahrerIn Deutschlandradio Kultur, auf der Rückbank ist nur DRadio Wissen hörbar. Faszinierend.

 

Matthieu Beauval @mattbeauv, Innovationschef Radio France

Matthieu Beauval @mattbeauv, Innovationschef Radio France

 

Matthieu Beauval mt Nicola Balkenhol und Markus Heidmeier

Matthieu Beauval mit Nicola Balkenhol und Markus Heidmeier

 

Agile Planung bei Digital/Multimedia Radio France

Agile Planung bei Digital/Multimedia Radio France

 

Blick aus dem Büro von @mattbeauv

Blick aus dem Büro von @mattbeauv

 

 

Visual Radio @franceinter in der Praxis

Die Ausstattung, sehr vereinfacht: ein Radiostudio, Licht, Kameras. Die Kameras sind über ein entsprechendes Hardwaresystem (es gibt mehrere Anbieter auf dem Markt, über das System „Vidigo“ haben wir hier im Blog berichtet) mit einem Bildmischer und dem Tonpult verbunden. Bild und Ton werden über einen Livestream-Server ins Netz gegeben. Die Kameras können manuell geschaltet werden oder aber reagieren automatisch, wenn einer der ModeratorInnen oder Studiogäste ins Mikrofon spricht, die Ansprechsensitivität ist auf ModeratorIn einstellbar.

 

Video-Eindruck eines France Inter Radio/Visual Studios mit Licht, Kameras, Moderatoren/Gästedesk:

 

 

Das Ergebnis im zweiten Clip: der Videolivestream, Blick ins Live-Studio mit Publikum, die Bildmischkabine:

 

Daraus ergibt sich, dass Visual Radio mindestens einen Video-TechnikerIn benötigt und eine/n RedakteurIn, die/der beispielsweise vor und während des Livestreamings Grafiken vorbereitet und platziert und Passagen aus der Live-Show für das Social-Media-Teasing und externe Videoplattformen auswählt. France Inter platziert seine Clips beispielsweise auf YouTube.

Noch während des Livestreams kann man Teaserclips schneiden und auf den Social-Media-Plattformen teilen. France Inter nutzt dazu das browserbasierte SnappyTV. SnappyTV greift den Video-Livestream ab und zwischenspeichert den Stream zur schnellen Bearbeitung im Browser. Passage auswählen, In- und Outpunkt setzen, Clip abspeichern und exportieren, kurze Videodemo, es spricht Colas Zibaut von France Inter:

Die ungeschnittenen, aufgezeichneten Videodateien wurden unterdessen vom Visual-Radio-System auf eigenem Server/Festplatte/SSD gespeichert. Eine weitere Bearbeitung des aufgezeichneten Livestreams/Rohmaterials nach der Produktion benötigt eine weitere Person. Vielleicht möchte man beispielsweise das ganze Interview aus der Sendung konfektionieren, samt Intrografik, sogenannten Bauchbinden (die Grafik am unteren Bildrand mit dem Namen des Interviewpartners), usw.

Aufwand-Nutzen?

Visual Radio ist, um es klar zu schreiben, keine Nebenbei-Produktion, die Anschaffung der benötigten Hardware kostet, für Einarbeitung, Bedienung und Bearbeitung wird zusätzliches Personal benötigt. Lohnt der Aufwand? France Inter hat von desolaten Abrufzahlen bis hin zu beeindruckenden Views alles erlebt. Frankreich ist eine radiohörende Nation, die aber auch Visual Radio goutiert – je nach Content. Hinzu kommt bei France Inter, dass im Studio auch oft genug Live-Gäste und vor allem Radiopersönlichkeiten präsent sind – Menschen also, die man auch im Video sieht/sehen will. Doch auch Telefoninterviews mit unsichtbarem Gast haben je nach Kernaussage gute Abrufe. Hinzu kommt, dass die Reaktion des/der ModeratorIn ja auch eine sehenswerte Aussage sein kann.

Bedenkenswert: Nicht jeder Radio-ModeratorIn/Gast will im Video zu sehen sein – während Andere das unbedingt wollen. Fernsehgestählte PolitikerInnen werden den Videonutzen des Radiointerviews zu schätzen wissen.

Und schließlich: Verändert das Visual Radio das Verhalten von ModeratorInnen und Gästen? Geht die Intimität verloren? Wird der visuelle Eindruck wichtiger als die Aussage?

Studio 221: die Zukunft

Bei Radio France, so unser Eindruck, ist das Verschmelzen von Radio und Fernsehen in vollem Gange. Sichtbares Zeichen: Der Neubau eines kombinierten Fernseh-/Radiostudios für France Info, das uns Olivier Zegna-Rata vorstellte:

Olivier Zegna-Rata von Radio France stellt uns das geplante Fernseh-/Radiostudio vor.

Olivier Zegna-Rata, Directeur Direction des relations Institutionnelles et Internationales bei  Radio France, stellt uns das geplante Fernseh-/Radiostudio vor.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Button für das Podcast-Abo

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Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur bieten eine Fülle an Podcasts an – zurzeit 117, um genau zu sein. In unsere Podcastseiten haben wir eine neue Funktionalität eingebaut, die unseres Wissens nach einzigartig ist bei öffentlichen-rechtlichen Sendern: den Podlove Subscribe Button. Er macht das (kostenlose) Abonnieren unserer Podcasts denkbar einfach und ist darüber hinaus Open Source – konzipiert und gebaut vom Podlove-Team um Gründer Tim Pritlove.

Seit ich mich ein bisschen näher mit Podcasts beschäftige, habe ich mehrfach den Podlove Podcaster Workshop – heute die Subscribe – besucht. Schon beim ersten Besuch hörte ich vom „Abo-Button“ und wusste: Das müssen wir auch bei uns implementieren. Heute ist der „Abonnieren“-Button auf unseren Podcastseiten (Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur) umgesetzt – zusätzlich zu den von Vielen gewünschten lesbaren Podcast Links. Die sehen zwar nicht wirklich schön aus, sind für Viele aber nach wie vor praktisch und stehen dort auch auf diesen mehrfach geäußerten Wunsch. Doch auch da überlegen wir eine grafisch schönere Lösung. Da zudem das Kopieren der URL auch über den Abobutton von Podlove geht, ist es auch denkbar, die Links ganz wegzulassen.

In jedes unserer Podcastlogos ist jetzt der Button integriert:

Podcastlogo mit Abobutton

Ein Klick darauf öffnet den Abo-Dialog von Podlove:

Podlove Button Andruck DLF

Der Abonnieren-Button bietet beim Klick auf „weiter“ eine Liste gängiger Podcast Clients an, aus denen man den wählt, mit dem man den Podcast abonnieren möchte – sowohl für den Desktop als auch fürs Smartphone. Einen Klick später ist der Podcast in der jeweiligen App abonniert.

Podlove Auswahl Client

Aber auch das Kopieren der Podcast-URL zum manuellen Einsetzen ist möglich – wenn beispielsweise die gewünschte App nicht in der Liste steht, dann einfach „andere App“ wählen, der folgende Dialog erscheint:

 

Podlove URL kopieren

Der Button bot sich neben seiner einfachen Handhabung für uns als öffentlich-rechtliches Haus auch an, weil er Open Source ist. Wir sind gleichsam Nutznießer und Werbeträger für den Button, von dem wir als Medienhaus mit Kernprodukt Audio überzeugt sind. Und, ja: Wir hoffen, dass andere Häuser und private Podcaster dem Beispiel folgen. Denn auch wenn Podcatcher wie iTunes und neuerdings Spotify ja praktisch sind und für uns auch wichtige Ausspielwege: Nach wie vor möchten Viele ihren Podcast unkompliziert direkt von unseren Seiten abonnieren.

Tipp fürs internationale Teilen: Tim Pritlove’s Beitrag in Englisch zum Button-Projekt beim Deutschlandradio gibt es auf podlove.org.

Podlove ist ein Projekt zur Evolution des Podcastings, das schon 2012 in Deutschland gestartet wurde. Hier werden offene Standards entwickelt und in freier Software umgesetzt. Podlove bringt Nutzer, Podcaster und Entwickler an einen Tisch.

 

Neues Radio in der Praxis: Labkonferenz 5. Oktober 2016

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Am 5. Oktober lädt das Deutschlandradio Lab zu seiner jährlichen Konferenz im Deutschlandfunk-Funkhaus in Köln mit Videoübertragung der vormittäglichen Keynotes ins Berliner Funkhaus. Dass sich das lineare Radio neu erfinden und auf neuen Plattformen zurechtfinden muss, ist gesetzt. Ex-NPR-Mann Zach Brand aus Washington wird berichten über die Konvergenz des linearen Radios mit digitalen Plattformen, das Deutschlandradio-Newslab stellt sich und seine digitalen Pläne vor, bekannte PodcastmacherInnen berichten über die Freiheit des nichtlinearen Produzierens, wir sehen  uns Visual/Social Radio und die Aktivitäten von DRadio Wissen in diesem Bereich an. Interne wie externe Gäste sind herzlich eingeladen – KeyspeakerInnen, Workshops, mehr Programm und Details zur Anmeldung hier:

Hinweis: Von den Keynotes werden Audios und Videomitschnitte produziert. Die Keynotes werden live Audio-gestreamed. Die Konferenz wird fotografisch begleitet, es wird getwittert (#Radio21, @DRadioLab)

Geplantes Programm – Änderungen vorbehalten. Die Konferenz ist kostenlos.
Anmeldung bitte unter lab@deutschlandradio.de – bitte auch angeben, für welchen Workshop Sie sich interessieren.

9:30 Uhr
Ankunft

10:00 Uhr
Eröffnungsstatement
Konvergenzstrategie im Deutschlandradio – Von der Notwendigkeit, Radio neu zu denken
Andreas-Peter Weber, Programmdirektor Deutschlandradio

10:15 Uhr
Moderation
Nicola Balkenhol, Leitung Lab/Multimedia

10:20 Uhr
Keynote 1
Radio im Digitalen-Plattform-Zeitalter
Zach Brand, Ex-Vice President Digital Media bei NPR Washington (siehe auch Vita weiter unten)

11:00
kurze Kaffeepause

11:15 Uhr
Team-Keynote 2
Nicht mehr nur Serial – Podcasting und Audioproduktion außerhalb linearer Zwänge
Marietta Schwarz, Stephan Beuting, Christian Conradi

12:15 Uhr
Keynote 3
Social/Visual Radio: Stand, Pläne, Möglichkeiten, Grenzen
Martin Heller, WELTN24 Video und Crossmedia

ca. 13:00-14:00Uhr
Kleines Mittagessen und Social Talk


14:00 bis circa 15:30 Uhr
Drei Workshops, bitte bei Anmeldung unter lab@deutschlandradio.de angeben, welchen Workshop Sie besuchen möchten. Die Workshops werden nicht per Audio oder Video übertragen.

Workshop 1
Das Deutschlandradio-Newslab – DLF24 in der Praxis
Dr. Tanja Köhler, Dienstleiterin Digitale Produkte
Francisca Zecher, Dienstleiterin DRadio-Wissen-Nachrichten
Dr. Marco Bertolaso, Nachrichtenchef

„Wie sehen zeitgemäße öffentlich-rechtliche Nachrichtenangebote aus? Wie bekommen wir Inhalte jenseits der Nachrichtenagenturen? Was müssen wir tun, um die Zielgruppen unterschiedlicher Programme zu erreichen – auch jenseits von UKW und Homepage? Wie bringen wir unsere Infomarke DLF24 voran? Wie arbeitet eine konvergente Nachrichtenredaktion? Das sind nur einige der Fragen, die das „Newslab“ beschäftigen.“

Raum: Großer Konferenzraum EG

Workshop 2
Social/Visual Radio in der (geplanten) Praxis bei DRadio Wissen
Studioplanung, mobiler Einsatz, Ausblick
Lena Stärk, Redaktionsleiterin Online DRadio Wissen
Markus Frania, Redakteur, DRadio Wissen

Kleiner Konferenzraum EG

Workshop 3
Podcasting mit Marietta Schwarz, Christian Conradi, Stephan Beuting
Die etablierten RadiomacherInnen Marietta Schwarz, Stephan Beuting und Christian Conradi stellen ihre Podcasts en Detail vor mit Hörbeispielen. Ziel ist es, dramaturgische, präsentatorische, atmosphärische Möglichkeiten und Freiheiten (etwa: Imperfektion und Verhaspler, sehr „rohe“ Atmoqualität als Stilmittel) näher zu betrachten, losgelöst vom klassischen Text-Atmo-O-Ton-Erzählmuster linearer Formate.

Schulungsraum Ausbildung DLF

 


Unsere KeyspeakerInnen:

 

Zach Brand, Foto: privat

Zach Brand, Foto: privat

Zach Brand
Zach Brand war Vice President Digital Media bei NPR  und beschreibt sich selbst als „preisgekrönten Digital- und Technologie-Executive mit über 20 Jahren Führungserfahrung in den Bereichen Unternehmensentwicklung, Produkt Design und Technologie-Innovationen für Webseiten“. Außerdem kennt Zach aus seiner NPR-Zeit die Entwicklung der hoch gelobten App NPR One. Vor seiner Zeit bei NPR war Zach Chef der IT-Abteilung bei der Washington Post. Zach hat 2016 NPR verlassen und orientiert sich zurzeit neu auf dem Markt.

 

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog.de

Martin Heller, Foto privat/Courtesy Maria Menzel/Webvideoblog

Martin Heller
… ist langjährig erfahrener Digitaljournalist mit den Schwerpunkten Online-Video, Social Media und Virtual Reality, Dozent und seit kurzem Gründer eines eigenen Startups. Nach ersten Berufsjahren als TV-Journalist ab 1998 bei RTL wechselte er 2001 in die SPIEGEL-Gruppe, wo er als Autor und Chef vom Dienst bei SPIEGEL TV und SPIEGEL ONLINE arbeitete. Im Büro Berlin baute er 2006 das erste Webvideo-Reporterteam auf. 2012 wechselte er zu Axel Springer. In der Leitung der Axel Springer Akademie war er für Multimedia zuständig und entwickelte neue Formen im Digitaljournalismus. Seit 2014 ist er bei bei WELTN24, derzeit als „Head of Video Innovations“. Im April 2016 gründete er IntoVR, ein Medien-Startup für Virtual-Reality-Inhalte im Journalismus. Bei WELTN24 treibt er zudem neue Formate im Bereich Social Video voran, insbesondere beim Livestreaming mit Periscope und Facebook Live. Er bloggt über Video-Trends auch auf Webvideoblog.de.

 

Marietta Schwarz, Foto: privat

Marietta Schwarz, Foto: privat

Marietta Schwarz
Freie Radiojournalistin mit Architekturdiplom. Arbeitet seit ihrem Volontariat 2003/04 beim Deutschlandradio als Redakteurin, Autorin und Moderatorin im Bereich Kultur. Schwerpunkte sind Architektur+Design, Stadtentwicklung und Modernes Leben. 2016 produzierte sie ihren ersten freien Podcast „Mutti und ich“ über ihre 78-jährige Mutter.

 

Christian Conradi, Foto: privat

Christian Conradi, Foto: privat

Christian Conradi
… ist freier Journalist und Mitgründer des Podcast-Labels Viertausendhertz. Außerdem ist er als freier Autor, Redakteur und Moderator für Deutschlandradio und andere öffentlich-rechtliche Hörfunksender tätig.

 

Stephan Beuting, Foto: privat

Stephan Beuting, Foto: privat

Stephan Beuting
… macht heute vor allem deshalb Radio, weil es b) den zweiten Bildungsweg gibt und er a) nie ein guter Elektriker war. Studiert hat er Medienwissenschaften, Politische Wissenschaft und Geographie an der Universität Bonn, volontiert hat er beim Deutschlandradio. Dort ist er fast vollständig hängen geblieben und arbeiet seit 2010 überwiegend bei DRadio Wissen, als Autor, Moderator und Redakteur. Fast bedeutet, dass er manchmal auch für den WDR arbeitet und zwar für die Redaktionen Zeitzeichen und Politikum. Im Mai 2016 erschien die fünfteilige Doku-Serie „Der Anhalter“ (Tiefenblick, WDR 5), an der Stephan Beuting gemeinsam mit seinem Kollegen Sven Preger mehr als eineinhalb Jahre gearbeitet hat. Stephan Beuting lebt in Bonn, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

„What’s the story?“– NPR-Moderatorin Kelly McEvers über einen guten Podcast

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Was macht eine gute Radio-Reportage aus – und damit einen guten Podcast? Beim Radio Innovation Day des MIZ Babelsberg in Potsdam sprach darüber niemand Geringeres als die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Kelly McEvers, die gleich zwei sehr erfolgreiche NPR-Shows betreut: „All Things considered“ und den „We take the news and go deep“-Podcast „Embedded“. Eine Erkenntnis vorab: Lasst die Aufnahme laufen! Immer. Ständig.

Wenn Kelly McEvers über ihre Arbeit spricht, ist das eine Mischung aus überbordender amerikanischer Leidenschaft und ruhigem Reflektieren. Und sie hört zu: Jeder der etwa 40 ZuschauerInnen im MIZ Babelsberg durfte und musste sich vorstellen, damit sich die Journalistin hinter diesem Energiebündel ein Bild machen kann, wen sie da vor sich hat.

Kelly McEvers hat schon viele Menschen vor sich gehabt. In der Sowjetunion. In Asien, als freie Producerin. Als NPR-Korrespondentin im Büro Beirut. Ob in Syrien oder undercover im arabischen Raum. Oder beim Abzug der US-Truppen aus dem Irak, der für sie Anlass war, über die politischen Auswirkungen im Land zu berichten. Angefangen hat sie bei der Chicago Tribune.

Jetzt also NPR-Moderatorin und Reporterin für „All Things considered“ (bis zu 12 Millionen HörerInnen) und den erfolgreichen „Embedded“-Podcast. Hier schließt sich der langjährige Erfahrungskreis: Kelly und ihr ProducerInnen-Team suchen sich internationale und inländische  Nachrichtenlagen und vertiefen die Story durch eine einfache Ausgangsfrage, etwa: „Wie fühlt sich ein Vater in El Salvador, der seiner kleinen Tochter verheimlicht, wie viele Tote er heute gesehen hat?“ oder „Warum spritzt sich eine Krankenschwester im ländlichen Indiana täglich starke Opiate?“ oder „Warum hat die Arktis die höchste Selbstmordrate der Welt?“. Aus diesen scheinbar einfachen Fragen ergeben sich oft überraschende und komplexe Zusammenhänge und Erkenntnisse.

Damit ist für Kelly McEvers auch schon eine wichtige Anforderung an eine gute Story-Umsetzung erfüllt. „What’s the question?“ – „Was ist die Grundfrage – was ist die Story?“. Kelly’s Ansatz aus dem MIZ-Workshop zusammengefasst:

 

  1. Suche dir eine Geschichte, die dich bewegt. Welches Potenzial hat diese Geschichte?
  2. Was ist die zentrale Frage zu dieser Story?
  3. Welche weiteren Fragen ergeben sich daraus – welche Fragen würden die HörerInnen stellen?
  4. Beantworte diese Fragen auch live on tape während der Produktion. Bleib neugierig.
  5. Du darfst als ReporterIn auch Teil der Geschichte werden – du vertrittst die Hörerinnen.
  6. Lass die Aufnahme laufen. Immer. Ständig. 40 Stunden Rohmaterial für einen 30-Minuten-Produktion sind für Kelly’s Team normal.

 

 

Im Studio produziert Kelly’s Team übrigens sowohl nach Storyboard und Skript, kombiniert das aber auch mit Live-on-Tape-Elementen. Etwa wenn Kelly sich eine Passage aus der Produktion anhört und „live“ und aus dem Bauch ihre Eindrücke von dieser Passage schildert. Authentizität ist das Stichwort. Und: Sprich normal mit den HörerInnen. Normale Umgangssprache statt Newsspeak bedeutet nicht, dass man eine Story „verdummt“, sagt Kelly.

Schließlich noch dieses Fundstück von der NPR-Ausbildung: Tipps für gute Außenaufnahmen:

Tipps für die Außenaufnahme von NPR (Download von trainig.npr.org)

Tipps für die Außenaufnahme von NPR (Download von trainig.npr.org)

 

 

 

 

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